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IR-Spektroskopie
FTIR-Spektroskopie
Spektrometer IFS48
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FTIR - Spektroskopie
Das Prinzip der FTIR-Spektroskopie (Interferogramm - Spektrum)
Der wesentliche Unterschied des FTIR-Spektrometers im Vergleich zum Gitterspektrometer ist die Verwendung eines Interferometers.
Im Interferometer wird der von der Lichtquelle ausgesandte Strahl in zwei Teilstrahlen zerlegt,
die zwei getrennte optische Wege zurücklegen und anschließend wieder interferieren.
Danach interagiert der Strahl mit der Probe und gelangt schließlich auf den Detektor.
Die optische Wegdifferenz x zwischen den beiden Wegen ist variabel und der Detektor misst die auftreffende
Strahlungsintensität I in Abhängigkeit von x. Das Ergebnis I(x) nennt man Interferogramm.
Um zu verdeutlichen, wie das Interferogramm eines Spektrums entsteht, betrachtet man das Spektrum als
Summe von monochromatischen Wellen. Das Interferogramm einer monochromatischen Welle ist eine
Cosinus-Funktion (siehe Abbildung 1a). Das Interferogramm eines diskreten Spektrums ist die
Summe der Interferogramme der enthaltenen monochromatischen Wellen. Abbildung 1b zeigt das Spektrum
und Interferogramm für drei monochromatische Wellen. Im kontinuierlichen Fall wird die Summe durch
ein Integral ersetzt. Abbildung 1c und 1d zeigen zwei kontinuierliche Spektren und ihre Interferogramme.

Abbildung 1: Ausgewählte Spektren und ihre Interferogramme
Das Interferogramm ist demnach die Summe oder das Integral über Cosinus-Funktionen.
Das erinnert an die Fouriertransformation. Tatsächlich ist das Spektrum die Fouriertransformierte des
Interferogramms. Daher leitet sich auch der Name des Messverfahrens Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie ab.
Praktische Spektrenberechnung
Wie oben beschrieben ist die Spektrenberechnung theoretisch eine Fouriertransformation.
Da die Interferogramme aber digitalisiert, begrenzt und nicht symmetrisch bezüglich x=0 gemessen werden,
sind zusätzliche Schritte erforderlich.
Die praktische Berechnung des Spektrums aus dem gemessenen
Interferogramm umfasst die folgenden Schritte:
1. Apodisation
Das gemessene Interferogramm ist endlich und bricht an seinen
Enden abrupt ab. Dadurch kommt es zu einer Störung der Linienform
des daraus berechneten Spektrums. Die Apodisation macht aus dem
abrupten Abbrechen einen stetigen Abfall, indem das Interferogramm mit
einer geeigneten Funktion, zum Beispiel einer Dreiecks oder Trapezfunktion,
multipliziert wird. Dadurch wird die
Störung der Linienform des berechneten Spektrums unterdrückt. [1,8]

Abbildung 2: Ausgewählte Apodisationsfunktionen und ihre Fouriertransformierten

Abbildung 3: Auswirkung der Apodisation auf die Linienform einer Mode des HCl-Spektrums
2. Zerofilling
Das Interferogramm wird durch Anhängen von Nullen erweitert, das heißt, die Anzahl
der zur Berechnung des Spektrums zu Grunde liegenden Interferogrammpunkte
wird erhöht. Dadurch wird die Dichte der berechneten Spektrenpunkte erhöht, was einer
Extrapolation entspricht und somit eine Glättung der berechneten Kurve bewirkt.
Die Auflösung des Spektrums wird aber nicht erhöht, da die an das gemessene
Interferogramm angehängten Nullen keine Informationen enthalten

Abbildung 3: Auswirkung des Zerfill-Faktors auf eine Linienform einer Mode des HCl-Spektrums
3. Fouriertransformation
Die gemessenen Interferogramme sind digital. Deshalb wird eine digitalisierte Variante
der Fouriertransformation benutzt. Aufgrund des hohen Rechenaufwandes verwendet man
einen numerischen Algorithmus, der die Anzahl der Rechenschritte deutlich verringert.
[1,2]
4. Phasenkorrektur
Das gemessene Interferogramm wird meist nur einseitig für x>0 aufgenommen.
Dadurch ist das Ergebnis der Fouriertransformation ein komplexes Spektrum.
Die Phasenkorrektur berechnet aus dem komplexen das gesuchte reelle Spektrum.
5. Division durch ein Referenzspektrum
Als letzter Schritt wird das Spektrum durch ein Referenzspektrum, das ohne Probe
gemessen wurde, dividiert und man erhält das Probenspektrum.
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Vor- und Nachteile
Die FTIR-Spektroskopie hat im Vergleich zu Gittersprektrometern
einige wesentliche Vorteile. Aufgrund der umfangreichen Mathematik
kann es aber auch zu Problemen kommen.
Vorteile
Jaquinot (Lichtleitwert-, Throughput-)-Vorteil
Im FTIR-Spektrometer wird die Probe mit einem kreisförmig
ausgedehnten Lichtbündel bestrahlt. Im Gegensatz dazu arbeiten
Gitterspektrometer mit einem Lichtspalt. Ergebnis ist ein
höherer Lichtleistungsdurchgang des FTIR-Spektrometers.
Multiplex (Fellget-)-Vorteil
Man verwendet bei der FTIR-Spektroskopie immer das gesamte Spektrum
einer infraroten Strahlungsquelle, das heißt, die Probe wird kontinuierlich
mit allen Wellenlängen bestrahlt. Schwankungen im Spektrum der Lichtquelle
beeinflussen somit alle und nicht nur ausgewählte Bereiche
des berechneten Spektrums und verhindern somit mögliche Verzerrungen.
Connes-Vorteil (Wellenzahlgenauigkeit)
Die Position des beweglichen Spiegels wird mit Hilfe der
Wellenlänge eines Lasers bestimmt, die genau bekannt und
konstant ist. Dadurch ergibt sich eine hohe Genauigkeit
beim Messen der optischen Wegdifferenz x, die bei der Berechnung
des Spektrums eine hohe Wellenzahlgenauigkeit nach sich zieht.
Messzeit
Die Messzeit für ein einzelnes Interferogramm ist
so gering, dass man mit einem FTIR-Spektrometer zeitlich
veränderliche Prozesse, zum Beispiel chemische Reaktionen,
verfolgen kann.
Auflösung
Die Auflösung der Gitterspektrometer wird durch die
Verringerung eines Spalts, den der Lichtstrahl passiert,
realisiert. Ein kleinerer Spalt reduziert die Strahlungsintensität. Das maximale
Auflösungsvermögen von Gitterspektrometern ist demnach begrenzt. Mit
FTIR-Spektrometern kann man höhere Auflösungsvermögen erreichen, indem
man die Länge des gemessenen Interferogramms erhöht. Ergebnis ist eine
höhere mögliche Auflösung der FTIR-Spektrometern im Vergleich zu Gitterspektrometern.
Nachteile
Digitalisierung (Picket-Fence-Effekt)
Das gemessene Interferogramm und das daraus berechnete Spektrum sind
digitalisiert. Fallen die berechneten Spektrenpunkte
nicht mit einer vorhandenen Linie des Spektrums zusammen, wird
die Linie verkleinert dargestellt oder sogar weggeschnitten.
Diesen Effekt nennt man 'Picket-Fence-Effekt'. Er kann durch
'Zerofilling' beseitigt werden.
Endliche Interferogrammlänge (Leakage-Effekt)
Aufgrund der endlichen Interferogrammlänge ist die Linienform des
berechneten Spektrums gestört. Diesen Effekt nennt man 'Leakage-Effekt'.
Er kann mit Hilfe der 'Apodisation' verringert werden.
Aliasing
Der Messbereich wird durch eine Faltungswellenzahl nach oben
begrenzt. Treten im gemessenen Spektrum Intensitäten oberhalb dieser
Wellenzahl auf, werden diese auf den Bereich unterhalb zurückgespiegelt
und überlagern das zu messende Spektrum. Dieser Effekt kann durch Einsatz
von Filtern, die nur für Licht des gewünschten Wellenzahlbereichs duchlässig sind,
ausgeschlossen werden.
Rechenaufwand
Die Auswertung der gemessenen Daten erfordert im Gegensatz zu
Gitterspektrometern einen hohen Rechenaufwand. Durch den Einsatz
von Computern ist dieser Punkt heute aber praktisch
uninteressant.
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Literatur
[1] |
T. Butz: Fouriertransformation für Fußgänger;
Verlag B. G. Teubner, Leipzig, 1998. |
[2] |
J. W. Cooley and J. W. Tukey; Math. Comput. 19 (1965)297. |
[3] |
P. S. Griffiths and J. A. de Haseth:
Fourier Transform Infrared Spectroscopy;
John Wiley & Sons, New York, 1986. |
[4] |
J. Gronholz und W. Herres: Understanding FT-IR Data Processing; I & C Reprint 1(84)& 3(85).
http://www.ccmr.cornell.edu/wp-content/uploads/sites/2/2015/11/Understanding_FTIR.pdf
|
[5] |
H. Günzler: Infrarot-Spektroskopie; Springer, Berlin, 1996. |
[6] |
H. Günzler und H. Böck: IR-Spektroskopie, Eine Einführung;
Verlag Chemie, Weinheim, 1990. |
[7] |
D. Haarer und H. W. Spiess: Spektroskopie amorpher und kristalliner Festkörper;
Steinkopff-Verlag, Darmstadt, 1995. |
[8] |
F. J. Harris: On the use of windows for harmonic analysis with discrete fourier transform;
Proceedings of the IEEE, 66 (1978) 51. |
[9] |
J. M. Hollas: Modern Spektroscopy; John Wiley & Sons, New York, 1992. |
[10] |
H. Kuzmany: Festkörperspektroskopie; Springer, Berlin, 1990. |
WWW-Links
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